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Index KALENDA 1983-99
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Version vom 07.05.2001

Die erste Version ging Ende Januar 2001 raus.

 

WARUM ES 2001 KEINEN SCHWARZROTEN KALENDA GIBT

– UND DANACH AUCH NICHT MEHR ...

 

Liebe Freundinnen und Freunde des Schwarzroten KALENDA,

nach langem Suchen nach doch noch einer Möglichkeit den KALENDA 2001 zu produzieren, war die schlechte Nachricht nicht länger zurückzuhalten: für 2001 würde es erstmals nach 18 Jahren keinen KALENDA geben. Hier gleich die gute hinterher: für 2002 wird es vielleicht wieder einen KALENDA geben, aber für 2003 ziemlich sicher! Je nachdem kann es aber auch ein bis zwei Jährchen langer dauern, denn das Projekt braucht nach fast 20 Jahren eine grundlegende S@nierung ...

So dachten wir damals ... es kam alles anders. Heute gibt es nur ein paar RecyKALENDAs aus Restbeständen, die hier und da mal auf das aktuelle Jahr passen. Kalender waren lange out und Mittel zur Fortführung gab es auch keine mehr. So sind die KALENDAlosen Jahre ins Land gegangen. Und die neuen Möglichkeiten überregionaler-weltweiter Kommunikation haben viele Ansätze von damals überflüssig gemacht. Aber viellleicht werden wir notgedrungen ab 2020 wieder @naloger?

Die Gründe für die Einstellung 2000:

Nach einigen Jahren drunter und drüber, aber meistens drunter (in der Bilanz) die viel Zeit, Nerven und Geld gekostet haben (mehrere Male ließen uns die Lieferanten im Stich und der KALENDA kam endlos spät raus ...) hat den VerlegA und HerausgebA, wie die meisten von Euch wissen, Anfang 1995 eine schwere Herzerkrankung erwischt, die über dreimalige Infarkt- und Todesnähe bis zur Bypass-Notoperation im Mai 1997 gingen, von der er sich nur sehr langsam erholte. Die Folgen waren und sind langanhaltend und gravierend, sowohl für die körperliche Unabhängigkeit als auch für die Finanzen. Dennoch haben wir in jeder Situation über diese fünf Jahre weiter das KALENDA-Projekt fortgeführt, jedoch unvermeidlich mit für alle spürbaren Schwierigkeiten und Verzögerungen.

Das Jahr 2000 fand den HerausgebA am Ende seiner geringen Mittel und Kräfte und auch die allgemeine Lage der libertären Linksradikalen gab wenig zum Jubeln Anlaß. Die wenigen getreuen Freunde und Freundinnen, die dem KALENDA zugearbeitet hatten, waren ausnahmslos selbst überlastet und die Nachfrage nach dezidiert anarchistischer Struktur und Literatur war auf einen vorläufigen Tiefstpunkt gesunken.

Sichere ökonomische Verluste und schwer erträgliche persönliche Belastungen vor Augen hat der HerausgebA in den letzten Jahren den KALENDA doch immer wieder möglich gemacht. Auch für 2001 waren die Vorbereitungen weit gediehen und "trotz alledem" wäre auch der KALENDA 2001 erschienen, wenn nicht eine derartige Kumulierung von Problemlagen zusammengekommen wäre, daß der HerausgebA letztendlich das Handtuch werfen mußte. FreundInnen hatten schon lange dazu geraten.

Diesmal war(en)

- das Geld zuende (und daher Verdingung als Arbeitskraft vonnöten)

- so gut wie keine absehbare Hilfe vorhanden

- wie schon so oft zugesagte Artikel nicht eingegangen

- meine Einsatzfähigkeit durch permanente Gesundheitsprobleme schwer

eingeschränkt

- der Absatz des KALENDA voraussehbar mehr als im Keller

Nachdem ALLE anderen A-Kalender (Rabenpechschwarzer, Schwarzer Kalender, Graswurzelkalender ... ) aus Frust und/oder Geldproblemen ihr Erscheinen eingestellt haben, mußt auch der Schwarzrote KALENDA nach 18 Jahren (1983-2000) eine vermeintliche schöpferische PAUSE einlegen um die Grundlagen zu einer weiteren Herausgabe unter verbesserten Bedingungen im SCHWARZROTBUCH VERLAG zu schaffen und das Projekt zu konsolidieren. Aus der Pause wurde ein Zustand.

Nach diesen 18 Jahren kamen natürlich Gedanken auf, ob sich das Projekt womöglich überlebt habe. Wir meinten eigentlich NICHT.

Ohne den Druck des jährlichen Neuerscheinens unter den denkbar schlechtesten Bedingungen konnte an einer Neukonzeption verschiedener Bereiche unter Einbeziehung der aktuellen Möglichkeiten gedacht und gearbeitet werden. Dennopch kam es nicht zu einem Neustart. Der Hagel neuer Problemlagen hörte nicht auf.

Auf unserer lange rudimentär bestehenden und noch auszubauenden Web-Site "www.schwarzrotbuch.de" können viel mehr Menschen als ehedem das Geschehen um den KALENDA, LPA und Anderes verfolgen . Der KALENDA hat ab sofort eine eigene e-mail-Adresse:

KALENDA@schwarzrotbuch.de

und wer will, kann in eine eigene KALENDA-Mailing-Liste aufgenommen werden (keine Angst: keine Dauerwerbeberieselung!) und bekommt die neusten Infos zum Stand der KALENDA-Dinge: formlose kurze Anfrage unter o.g. Adresse genügt.

Dazu wird auch gehören, daß wir alle darüber nachdenken, wie ein irgendwann folgender KALENDA gemeinsam von einem größeren Team lokal und überregional online zusammengestellt werden kann und welche neuen Vertriebswege es gibt, bzw. entwickelt werden können und müssen. Technisch ist der SCHWARZROTBUCH VERLAG BERLIN mit eingener Domain und Web-Site, ISDN und moderner eingesetzter Produktionstechnik auf der Höhe der Zeit (wenn auch in zu beengten Räumlichkeiten). Auch über die bedarfsgerechte Produktion der richtigen Anzahl KALENDAs (was in der Vergangenheit oft zu großen Problemen und Verlusten führte) als book-on-demand (bod) oder voll digitales Produkt (e-book / app) wird nachzudenken sein.

Das größte Problem bleibt allerdings nach wie vor die Reproduktion der Produzierenden, nämlich die Beschaffung der Gelder, die die Menschen benötigen, die sie in der Zeit (ver)brauchen, in der sie den KALENDA machen. Das sind aller Erfahrung nach mindestens 6.000 € für einen sechsmonatigen Arbeitseinsatz EINER Person - so lange dauert EIN Einsatz fulltime für den KALENDA durch einen einzelnen Menschen in seiner gesamten Abwicklung: Recherche, Produktion, Vertrieb: Werbung/Versand, Buchhaltung/Steuer, Korrespondenz. Natürlich ist dies aufteilbar auf mehrere (schließlich hab ich immer für fünf gearbeitet ...). Die erwähnte monatliche Summe ist mit 1.000 € nahe dem Existenzminimum berechnet und dient so nur der reinen Lebenshaltung. In der Vergangenheit konnte schon allein dieses Geld NIE erwirtschaftet werden, d.h. wurde IMMER mit realem Verlust gearbeitet, soweit es den SRV betrifft. Die Hoffnung dies mit einer steigenden Auflage ändern zu können landete mit dem ständigen Sinken derselben im Keller.

Wenn wir also zugrunde legen, daß für die Produktion des KALENDA zukünftig, sagen wir, 5.000 € notwendig sind (PLUS!!!: Logistik/Technik, und auflagenabhängigen Druck-, Binde- und Vertriebskosten! – das sind mindestens weitere 5.000 €), wird deutlich, daß ohne gravierende Änderungen nicht neu gestartet werden kann.

Die Lösung läge in

- einer deutlichen Senkung der letztendlichen Kosten durch mehr Technikeinsatz und Effektivität (leider nur begrenzt umsetzbar, da bisher schon sparsamst gewirtschaftet wurde und keine Vergütungen gezahlt wurden)

- einem strategischen Einsatz des WWW für die Produktion und den Vertrieb (Online-Redaktion, e-commerce: evtl. Versand des KALENDA als Software)

- einer kollektiven Form von "Social Sponsoring (Beispiel: mindestens 12 Leute legen jeweils und pro Ausgabe, also jährlich, 500 € als nicht rückzahlbares Fördergeld für die Lebenshaltung der aktuellen KALENDA-Redaktion vor - bis sich das Projekt evtl. mal selbst trägt. Das hört sich für den/die EinzelnEn erstmal viel an, ist aber nur ein Bruchteil dessen, was der HerausgebA jahrelang selber zur Subventionierung des KALENDA getragen habe. Grundsätzliche Sponsor-Bereitschaftserklärungen hierzu werden im SRV angenommen.).

- einer möglicherweise gebotenen selteneren Erscheinungsweise, zwei- oder dreijährig oder/und wechselnden Redaktionen unter der Anleitung des Verlages (dieses Modell ist stark vom Verkaufserfolg des KALENDA abhängig).

Denkbar wäre auch ein Übergang des Schwarzroten KALENDA unter die Fittiche der FAU - was allerdings auf Kosten der Nichtparteilichkeit und Unabhängigkeit des KALENDAs ginge.

Wie auch immer: es kommt eine spannende (und KALENDA-lose) Zeit auf uns zu, die wir uns aber nehmen müssen, wenn wir besser werden und den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sein sollen.

Zuletzt bleibt mir noch ein DANKESCHÖN auszusprechen für Eure Geduld und Treue zum Projekt - ich denke, Ihr hattet auch was davon! Es wäre schön, wenn der HerausgebA beim nächsten KALENDA 20XX oder (wahrscheinlicher) 20XX noch möglichst viele von Euch unter den BestellerInnen wiederfinde. Bis dahin: seid kreativ und unermüdlich und schaut ab und zu mal in die LPA [lpa@free.de] die hoffentlich bald auch als dynamische Site (www.schwarzrotbuch.de/LPA) im Netz einsehbar sein wird (bis dahin sei Euch A-Infos www.tao.ca anempfohlen, wo die meisten relevanten News von LPA <meist ohne Hinweis auf LPA> landen - die mailing-list ist auch weiter offen). Auch die seit 1998 gratis bereitgestellte und sehr arbeitsintensive LPA könnte SponsorInnen vertragen, aber das ist ein anderes Thema ...

Für diejenigen, die den KALENDA nun missen müssen bleibt immerhin der Trost, daß alle anderen Kalender jetzt für 1 Taschengeld zu haben sind.

Wenn der KALENDA das nächstemal erscheint, wird es hierzu Anzeigen etc. geben. Nur ein stabiles und handhabbares Projekt macht bei einer Neuherausgabe Sinn. Der HerausgebA bittet Euch hierfür um Verständnis - und nicht zuletzt wird es an der Beteiligung von Euch selbst liegen, wie unsere Sache läuft.

Salud y Anarquia! R@lf